Wenn der Eisbär lauert

In der heutigen Sachkundestunde konnten einige Kinder wieder einmal ihren Wissensschatz erheblich erweitern. Auf meiner Seite gab es zum Teil große Verwunderung darüber, was ein Kind der zweiten Klasse weiß, beziehungsweise nicht weiß.

Das Thema hieß „Waldtiere im Winter“. Bisher hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, ob ein Stadtkind bereits in einem Wald gewesen ist. Bisher hatte ich dies einfach angenommen und vorausgesetzt. Da es in Mecklenburg-Vorpommern sehr viele Waldgebiete gibt, bin ich fest davon ausgegangen, dass die Kinder einen solchen kennen und mit ihm vertraut sind. Aber ich wurde eines besseren belehrt und werde auch diesen Aspekt bei der Vorbereitung der Unterrichtsstunde beachten müssen. So wird die Eingangsfrage zukünftig zunächst lauten: „Wer von euch war denn schon mal in einem Wald?“

Heute leitete ich das Thema ein, indem ich erzählte, dass es ja nun bei uns im Winter richtig kalt werden könne und wir mal schauen, was das für die Natur bedeutet. Ich zeigte ihnen im Lehrbuch ein gezeichnetes Bild auf dem sich verschiedene Tiere tummelten und stellte unbedarft die Frage: „Welche Waldtiere seht ihr auf dem Bild?“ Max gab als erster eine Wortmeldung ab und löste lautes Gelächter bei den anderen aus: „Ich sehe einen Eisbär!“ Nachdem sich alle beruhigt hatten und die verwunderten „Ähhh?“-Rufe verstummt waren, fragte ich Max: „Welches Tier meinst du denn? Zeig uns das mal?“ Überzeugt hielt er sein Buch nach oben und zeigte auf einen kleinen weißen Kopf: „Hier sitzt er, neben dem Baum!“

Er tippte auf eine Stelle im Buch und auch ich sah nun das Tier, welches er meinte: „Nein, Max“, sagte ich, „das ist kein Eisbär.“ An alle Kinder gewandt fragte ich nun alamiert: „Ja, gibt es denn überhaupt Eisbären bei uns?“ Meinem Empfinden nach viel zu wenige Schüler hoben ihre Arme nach oben. Verdutzt riss ich die Augen auf und nahm Leonel dran. Er wusste Bescheid und erklärte aufgeregt: „Nein, bei uns leben Eisbären doch nur im Zoo. Im Sommer habe ich Eisbären im Zoo beobachtet. Die Tierpfleger haben ihnen Fleisch zum Fressen gegeben. Das war für sie in dicken Eisbrocken versteckt und sie haben damit gespielt, bis sie es fressen konnten.“ Ich unterstütze seine Aussage: „Was Leonel sagt ist richtig. Eisbären sind Raubtiere und fressen Fleisch. Ihr Lebensraum ist weit weg in anderen Ländern, deshalb können wir sie bei uns nur im Zoo sehen.“ Viele Kinder nicken und bestätigen, dass auch sie bereits dort waren. Ich fragte nun wieder Max, ob er dachte, dass in unseren Wäldern die Eisbären leben und dort auf die Pilzesucher und Wandersleute warten, um sie dann zu fangen und zu verspeisen. Max musste lachen. Er hört genau an meiner Stimme, dass die Anwort „nein“ lauten muss und presst noch hinterher: „Aber das wusste ich ja nicht!“ „Alles gut, Max“, sage ich, „das lernst du ja hier in der Schule und du merkst dir nun: Wenn du in den Wald gehst, brauchst du keine Angst vor Eisbären haben.“ Er nickte kichernd.

Ich atmete tief durch und fragte wieder alle, ob denn jemand wisse, welches Tier Max da gemeint hat. Keiner meldete sich. Das verwunderte mich nicht sehr. Es handelte sich nämlich um einen Hermelin und ich erklärte ihnen, dass dieser auch Wiesel genannt wird. Nur im Winter wird sein Fell komplett weiß und er ist allgemein sehr selten zu sehen, da er recht scheu ist. Auf der digitalen Tafel suchte ich rasch ein Foto heraus und löste damit entzückte Ausrufe aus. Dann ging es weiter im Lehrbuch und die Kinder arbeiteten eifrig mit. Neben einem schlafenden Igel, einem grabenden Eichhörnchen, eingebuddelten Echsen, Fröschen und Mäusen gab es auch ein paar verschiedene Vogelarten und einen Fuchs.

Zum Schluss folgte noch eine Überraschung, die mich fast vom Stuhl fallen ließ. Kurz vor dem Klingelzeichen fragte ich noch einmal: „Hm, haben wir jetzt alle Tiere gefunden? Oder habt ihr noch eins entdeckt?“ Geni meldete sich: „Ich sehe einen Eisbär!“ Ich schlug die Hände über meinem Kopf zusammen, die anderen Kinder johlten laut auf. Während es klingelte, fragte ich Leonel, ob er Geni auf der Hofpause noch mal erklären könnte, was das für ein Tier ist. Er nickte und hackte Geni freundlich unter als sie nach draußen gingen.

Der Gutscheincode lautet: Hermelin

Du kannst nun zurück zum Shop gehen.

Impressum
Datenschutz
AGB