Lilly und Luke – Ein Frühjahr mit den Störchen

Als langfristiges Projekt für „meine“ 2. Klasse hatte ich im Internet nach Webcams gesucht, mit denen man ein Storchennest beobachten kann. Ich fand eine kostenlose Seite, welche sogar mehrere Kameras hat, so dass nicht nur ein sondern zwei Nester im Fokus sind und das auch noch aus unterschiedlichen Perspektiven – mal ganz nah und mal aus der Ferne. Die aufwendig gestaltete Seite wird außerdem durch liebevolle Tagebucheinträge ergänzt. Das war für uns optimal, denn so konnten wir immer nachlesen, wenn wir etwas Neues vom Wochenende oder in den Ferien verpasst hatten.

Bevor es losging, habe ich die Kinder darüber informiert, dass so eine Live-Beobachtung kein Film ist. Während in Kinderfilmen immer „alles gut“ ausgeht, kann das in der Realität auch anders sein. In der Tierwelt geht es manchmal rauh und grausam zu. Tiere werden geboren und müssen fressen, um zu überleben und manchmal schaffen sie es leider nicht. Ich habe ihnen das Projekt Storchennest vorgestellt und gesagt, dass wir bestimmt viele spannende und tolle Dinge sehen werden aber dass es auch vorkommen kann, dass etwas Trauriges auf uns zukommt. Wir hatten schon oft die Situation, dass ein Kind der Klasse betrübt erzählte, wenn ein geliebtes Haustier gestorben ist. Alle waren sich einig, dass wir uns trösten und füreinander da sind, im Falle eines Falles. Ich bat um Handzeichen, wer alles Interesse an dem Projekt hat und alle bis auf ein Daniel meldeten sich. Er habe aber keine Angst vor schlimmen Dingen, sondern meinte, dass das einfach langweilig sei – diese Meinung hat er allerdings ganz schnell geändert.

Wir schauten nun also täglich in unserer Frühstückspause zum Horst, dem Storchennest und beobachteten gespannt, was dort geschah. Dank digitaler Tafel reichte ein Mausklick aus, um Big Brother zu spielen.

Voller Vorfreude auf kleine Kücken mussten wir zunächst feststellen, dass überhaupt noch niemand gelandet war und das Nest leer stand.

Zunächst flog Ben, der Storchenvater des Vorjahres ein. Er verschwand aber bald wieder und wurde später im Nachbardorf bei einer neuen Storchendame gesichtet. Das Weibchen Lilly kam dann verspätet im Nest an und wunderte sich natürlich, dass ihr vertrauter Partner nicht da war. Aber schnell suchte sie sich Luke als neues Männchen aus. Oft sahen wir sie laut klappernd und später gemeinsam den Horst gegen fremde, angreifende Störche verteidigen. Beide wurden immer vertrauter, putzten sich gegenseitig und es kam zu mehreren Paarungen. Nun zählten wir die Tage, bis endlich ein Ei da war, welches dann mit Jubel begrüßt wurde. Zwei weitere folgten in kurzen Abständen.

Die Kinder waren beeindruckt davon, wie sehr sich die großen Vögel abmühten, ihre Eier zu brüten: Vorsichtig traten sie mit ihren langen, staksigen Beinen um die Eier herum, drehten behutsam mit ihrem Schnabel jedes einzelne Ei und platzierten sich sanft darauf, um Wärme zu spenden. Abwechselnd waren entweder Luke oder Lilly dran, so dass wir immer ein Tier beobachten konnten. Egal ob bei Sonnenschein, Nebel oder Regenschauer – es wurde gebrütet.

Oft gab es großes Gelächter, wenn sie ihre Notdurft verrichteten. Die Kinder lernten schnell, dass sie sich dafür immer weit an den Rand stellten und riefen dann schon: „Gleicht kackt er wieder!“ Und schwupp, recht gehabt. Außerdem gab es an der Hauptkamera einen weiteren Mitbewohner, der regelmäßig für Aufregung sorgte: Eine Spinne, die wir Berta tauften. Sie webte ihr Netz vor der Linse und krabbelte dann in überdimensionaler Größe über den Bildschirm, während wir gerade in unser Frühstücksbrot beißen wollten.

All die großen und kleinen Akteure hatten wir schnell gern gewonnen. Wir malten Storchenbilder oder füllten passende Arbeitsblätter aus.

Der erhoffte Nachwuchs stellte sich jedoch nicht ein. Kurz vor den Sommerferien hätte laut Zeitplan das Schlüpfen beginnen müssen, doch nichts geschah. Leider waren die Eier offenbar unbefruchtet.Trotz des fehlenden Nachwuchses haben wir viel über die Natur lernen können. Für alle ist es ein einprägsames Projekt gewesen.

Der Gutscheincode lautet: Adebar2

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