Frühstückspause

Heute vertrete ich in einer 4. Klasse. Die erste Stunde ist vorbei und die Kinder springen schreiend auf. Der Lautstärkepegel schnellt von Null auf Hundert.

„Alle Stopp und wieder hinsetzen!“

Mit beiden Händen mache ich eine Abwärtsbewegung vom Kopf zum Bauch. Fragende Blicke und widerwilliges Setzen folgen. „Jeder packt jetzt leise seine Brotdose aus und dann ist der Mund für fünf Minuten zu. Der Mund öffnet sich nur, um vom Brot abzubeißen.“ Ich beiße in eine imaginäre Brotscheibe, welche ich in der Hand halte. „Ich möchte, dass die Nahrung langsam in euren Körper wandert und dabei soll sich jeder entspannen können.“

Mia aus der ersten Reihe wedelt begeistert mit einer kleinen Tüte Gummibärchen. „Mia, wir beginnen alle mit etwas Gesundem. Erst ein Brot und danach kannst du naschen.“ Mia fängt an, in ihrer roten Brotbox zu kramen. Ihre Sitznachbarin kreischt entrüstet auf: „Mia hat Nutella auf ihrem Toast!“ Ich seufze innerlich und gehe zu Mia. Wir finden immerhin ganz unten vier dünne Möhrensticks, die sie mir stolz entgegenhält. „Aber das ist doch gesund Frau Meyer oder?“ „Ja“, sage ich und schiebe in Gedanken nach, dass die anderen fünf Schokoriegel sowie Gummibärchen und Toast es aber leider nicht sind. Mia knabbert nun zufrieden das Gemüse und es herrscht für einen kurzen Moment Ruhe.

Einige Kinder melden sich und ich nehme sie nacheinander dran: „Ich habe Käse auf meinem Brot!“, „Und ich habe heute ein Brötchen mit Schinken!“, „Ich habe Tomaten mit. Die habe ich selbst heute morgen abgewaschen!“ Lobend bekräftige ich sie mit „Prima!“, „Toll!“ und „Na da wird sich euer Körper aber freuen!“ Begeistert mampfen sie vor sich hin.

„Letzte Minute!“, rufe ich und beiße selbst schnell einmal von meinem Frühstück ab, bevor es weitergeht.

Ich weiß nicht, ob die Eltern von Mia unbedarft deren Mahlzeit vorbereitet haben oder ob es trifftige Gründe dafür gibt. Einige Kinder sind ja generell „schlechte Esser“ und die Eltern sind froh, dass sie überhaupt etwas finden, was ihr Kind zu sich nimmt. An vielen Schulen habe ich schon Projekte zum Thema „gesundes Essen“ gesehen oder miterlebt. Oft wird wochenweise alles Wichtige besprochen, für einen Test gelernt und danach läuft es wie vorher weiter. Aber warum? Die Kinder sitzen doch jeden Tag vor mir, ich nehme doch wahr, was sie ihren Körpern zuführen. Es ist doch möglich, langfristig ein Bewusstsein bei ihnen zu schaffen, indem ich einen Blick auf das Essen werfe und bei Bedarf das Thema aufgreife. Auch das ist in meinen Augen Lernen, was in der Schule eigentlich relativ komplikationslos stattfinden kann, vielleicht deshalb sogar sollte.

Der Gutscheincode lautet: Brotdose

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